quartier

Form folgt Tradition: Die Giebelreihen des quartiers und des anliegenden Wohnkarrees fügen sich nahtlos in das historische Zentrum Garmischs ein. Das Gesamtensemble beweist, dass nachhaltige Bauweise, zeitgemäße Raumorganisation und Respekt vor dem kulturellen Erbe keine Gegensätze sind.

Das Wohnquartier „Altes Garmisch, neu gelebt“

Blick auf die Wohngebäude des Quartiers im Grünen, mit einer Kirche und einem Wald im Hintergrund.

Akteure und Projekt

Bauherr
VEHBL Baugemeinschaft GbR
Ideengeber Gesamtkonzept
Theo Peter, BauZEIT Netzwerk GmbH bauzeit-netzwerk.de
Architektur
Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH, Anne Beer, Felix Bembé, Sebastian Dellinger, Greifenberg www.bbdarch.de
Fertigstellung
Dezember 2016
Nutzfläche
7.400 m2

Wie schafft man Dichte ohne Enge? Wie lassen sich offene Grundrisse mit traditionellen Bauformen vereinen? Wie integriert man ein ganzes Wohnquartier samt vier Bestandsgebäuden und Beherbergungs-Neubau in die Ortschaft? Wie sorgt man für bezahlbaren und zentrumsnahen Wohnraum? Der Garmischer Baugemeinschaft ist dies mitten im hochpreisigen Tourismusgebiet gelungen. Organisch und zugleich zeitgemäß schließen Einfamilien- und Doppelhäuser an die Ortsbebauung an, der Hotelneubau des quartiers schirmt das Ensemble zur Durchfahrtsstraße hin ab. Der Anger wird gemeinschaftlich genutzt und schafft Privatsphäre. Die althergebrachten Giebelformen und die Kompaktheit der gesamten Anlage betonen die Zugehörigkeit zur historischen Kern Garmischs.

Ansicht der Wohnhäuser mit Blickachse zur Pfarrkirche

Durch die Neubebauung des Areals konnte ein gemischt genutztes Viertel von Grund auf neu entwickeln werden: Büros, Werkstätten und eine Manufaktur teilen sich das Karree mit Wohneinheiten, der sanierten Villa des quartiers und dessen Lodges. Es hätte anders kommen können, denn ursprünglich war für die Brache rund um das abgerissene Krankenhaus ein größerer Hotelkomplex vorgesehen. Stattdessen bekam das Projekt „Altes Garmisch, neu gelebt.“ aufgrund seiner städtebaulichen Qualität und Weitsicht den Zuschlag. Bedingung seitens des Rats war, das gesamte Areal zu erwerben - also inklusive der vier Bestandsgebäude: Eine glückliche Fügung, denn so konnte das gesamte Karree geschlossen gestaltet werden.

Lageplan des knapp ein Hektar großen Areals

Lageplan von Garmisch mit Hervorhebung des Quartiers.

Dichte und Durchlässigkeit

Ohne dabei Ruhe und Privatsphäre aufs Spiel zu setzen, ist es gelungen, dichter zu bauen als üblich: Auf knapp einem Hektar konnten trotz Beherbergungs- und Bestandsgebäuden insgesamt 27 Wohneinheiten realisiert werden. Gerade für innerörtliche Projekte im ländlichen Raum gilt das Gesamtprojekt daher als vorbildlich. Das Grundstück liegt genau auf der Sichtachse zwischen Kirchturmspitze und Zugspitze, bildet also zum einen eine Schnittstelle zwischen Dorfkern und Berglandschaft, zum anderen zwischen Durchgangsstraße und Fußgängerzone. Der Übergang ist auch deswegen fließend, weil die neuen Baukörper einerseits traditionelle Formen zitieren, andererseits durchgängig ähnliche Maße aufweisen. Die Neuordnung orientiert sich also an der Dichte, Nutzungsmischung und Bauform des alten Ortskerns.

Übersicht der Gebäude

  1. erhaltener Altbau
  2. neue Wohnhäuser
  3. Gemeinschaftsgarten
  4. Das quartier (Herberge)
  5. Zufahrt Tiefgarage
Grundrissplan einer Reihe von Gebäuden, der ihre Anordnung im Quartier zeigt. In der oberen linken und unteren rechten Ecken befinden sich Gebäude Nr. 1, ein erhaltenes altes Gebäude. In der Mitte befinden sich zwei Reihen von Gebäuden mit der Bezeichnung Nr. 2, bei denen es sich um neue Wohngebäude handelt. Zwischen diesen Reihen liegt Nr. 3, ein Gemeinschaftsgarten. Das Gebäude Nr. 4 befindet sich auf der rechten Seite der Anlage, und in der rechten unteren Ecke steht das Gebäude Nr. 5, das Zugang zur Tiefgarage bietet.

Modellfoto der Wohnhäuser

Ansicht eines Modells von zwei Wohngebäuden des Quartiers.

Perspektivzeichnung der Wohnhäuser

Perspektivische Zeichnung eines mehrstöckigen Wohnhauses mit Fenstern an der Vorder- und Rückseite, die die architektonische Gestaltung und Tiefe des Gebäudes verdeutlicht.

Am Ziel

Bestandsbauten wurden erhalten, das Ortsbild sensibel ergänzt, nachhaltige Gebäude realisiert und bezahlbarer Wohnraum im Ortskern geschaffen. Lokales Engagement und partizipative Strukturen haben zusammen mit hohen gestalterischen und technischen Anspruch eine überzeugende Lösung zwischen alpenländisch-traditionell und nachhaltig-modern gefunden. Historische Bausubstanz konnte mit modernem Holzbauten zu etwas Drittem, Größeren kombiniert werden. Dieses größere ist nichts geringeres als ein vitales, lebenswertes und nachhaltiges Wohnquartier samt zukunftsweisenden Beherbergungsbetrieb.

Blick auf die Wohngebäude des Quartiers, umgeben von Grün, vor dem Hintergrund einer Bergkette und eines strahlend blauen Himmels.
Blick auf das neue Gebäude des Quartiers mit bewaldeter Fassade und großen Fenstern vor dem Hintergrund einer Bergkette und eines strahlend blauen Himmels.
Straßenansicht der alten Villa im Vordergrund, gefolgt von Wohngebäuden und einer Kirche vor dem blauen Himmel.
Der Blick aus dem Obergeschoss des Empfangsbereichs zeigt runde Betonbrüstungen auf der rechten Seite und große Fenster auf der linken Seite.
Innenansicht mit einer Holzskulptur, die an einer tragenden Säule im Vordergrund angebracht ist, mit einem Stuhl und einem Fenster mit Blick nach draußen im Hintergrund.

Auszeichnungen und Preise

Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet Erster Preis für Baukultur der Metropolregion München 2018 Preisträger Heinze Architekten AWAARD 2018 Preisträger HolzbauPlus 2018 Preisträger Wessobrunner Architekturpreis 2018 Preisträger DETAIL Preis 2018 Onlinevoting Preisträger DAM Preis Nominierung 2018 Nominierung Deutscher Holzbaupreis 2018 Auszeichnung Holzbaupreis Bayern 2019 BDA Preis Bayern 2019